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Pressemitteilung

"Shoppingparadies" in Bramfeld geplant

ödp Wandsbek befürchtet Zerstörung der Stadtteilstruktur

Die Wandsbeker Bezirksamtsleiterin Cornelia Schröder-Piller (CDU) wirbt für ein neues Shoppingparadies in Bramfeld, das die Identität der Anwohner mit ihrem Stadtteil erhöhen und das Bramfelder Zentrum für Benutzer der Einfallstraße Bramfelder Chaussee attraktiver machen soll. Die Aussicht auf ein solches Großprojekt und die damit verbundene Entwicklung in Bramfeld wird von der Ökologisch-Demokratischen Partei (ödp) weniger optimistisch beurteilt.

 

In der Hertastraße nahe dem Bramfelder Dorfplatz gibt es ein kleineres Hertie-Kaufhaus, früher Karstadt, das von der Schließung bedroht war. Außerdem existieren in der Ladenstraße seit Jahren viele wiederholt oder durchgehend leerstehende Ladengeschäfte. Daneben sind Parkplatz/Marktplatz, Ortsamt, Bücherhalle und Haus der Jugend angesiedelt. Der Marktplatz soll vollständig mit Neubauten umgestaltet werden, u.a. mit einem viergeschossigen Wohn- und Geschäftshaus. In unmittelbarer Nähe an der Bramfelder Chaussee befindet sich außerdem ein großer leerstehender Gebäudekomplex, aus dem der Baumarkt Max Bahr vor einiger Zeit weiter weg in einen größeren Neubau neben den Otto-Versand verlegt wurde. An dieser Stelle, Ecke Hertastraße/Bramfelder Chaussee, soll ein Einkaufszentrum errichtet werden, um das Shoppingparadies Bramfeld perfekt zu machen. Das Einkaufszentrum soll auf drei Stockwerken ca. 60 Ladengeschäfte und Supermärkte beherbergen und 75 Millionen Euro kosten. Anfang 2009 sollen die Bauarbeiten bereits beginnen. Zuerst wird das Shoppingcenter gebaut und danach der Marktplatz umgestaltet.

 

David Perteck, Kreisvorsitzender der ödp Wandsbek und gebürtiger Bramfelder, merkt dazu kritisch an:

„Dies alles geschieht ohne die Bürgerinnen und Bürger sowie die Institutionen vor Ort rechtzeitig und umfassend über die Hintergründe zu informieren und ohne die betroffenen Bramfelderinnen und Bramfelder angemessen in die Planungen einzubeziehen. Dabei sind zahlreiche negative Folgen für Menschen und Umwelt durch diese Unternehmungen abzusehen.“

 

Durch ein neues Einkaufszentrum würde der lokale Einzelhandel an der Bramfelder Chaussee verdrängt werden, wenn die Geschäfte nicht selbst dazu bewegt werden, in das Shoppingcenter umzuziehen. Und in diesem Fall würde sich der folgende massive Leerstand dann über drei Busstationen beiderseits entlang der Bramfelder Chaussee erstrecken. An der Grenze zu Barmbek, Ecke Bramfelder Chaussee/Fabriciusstraße, gibt es außerdem seit einigen Jahren das kleinere Einkaufszentrum ZEBRA, in welchem das Kellergeschoss und das erste Stockwerk seit Eröffnung nahezu vollständig leer stehen. Im nahegelegenen City Center Steilshoop gibt es ebenfalls seit langem viel Leerstand und aktuelle Renovierungsarbeiten. Es soll zudem eine neue Bustrasse zwischen Steilshoop und dem Bramfelder Dorfplatz errichtet werden. Dafür wird das urtümliche Wald- und Wiesengebiet nahe dem Kulturzentrum BRAKULA gegenüber der Straße Leeschenblick zerstört und durch einen weiteren Straßenneubau ersetzt. Vermutlich sollen damit die Kunden verstärkt auch aus Steilshoop ins künftige Shoppingparadies nach Bramfeld strömen.

 

Die ödp Wandsbek befürchtet, dass ein großflächiger Einkaufskomplex im Bereich von Hertastraße, Bramfelder Chaussee und Bramfelder Dorfplatz die Existenz des gesamten umliegenden Einzelhandels massiv gefährden oder selbst bald nach der Eröffnung von Leerstand betroffen sein wird. Schließlich fahren viele Bramfelder lieber gleich nach Poppenbüttel in das exorbitante und leblos-sterile neue Alstertal Einkaufs Zentrum (AEZ) oder nach Wandsbek Markt in die zusammenhängenden Einkaufszentren (Wandsbeker Quaree und Karstadt) oder aber in die Hamburger Innenstadt. Der nahegelegene Einkaufstreffpunkt Farmsen ist für Bramfelder noch schneller zu erreichen. Da für Bramfeld und Steilshoop hingegen nach wie vor keine U- oder S-Bahn-Anbindung gegeben ist, sind definitiv keine Kunden aus anderen Stadtteilen für das gepriesene künftige Shoppingparadies zu erwarten.

 

Eine Erhöhung der Identität der Einwohner mit dem Stadtteil Bramfeld durch ein riesiges Shoppingcenter ist keinesfalls vorstellbar, wenn dieses erwartungsgemäß ein unpersönlicher, einheitlicher, rein kommerzieller Einkaufstempel wird, wie es ihn schon viele Male in Hamburg gibt. Dort einzukaufen oder seine Freizeit zu verbringen wird für viele genauso abschreckend erscheinen wie inzwischen im Alstertal Einkaufs Zentrum (AEZ) seit der monströsen Verschandelung von Poppenbüttel durch dessen Erweiterung. Dort ist nämlich genau die Zerstörung des Einzelhandels und der Stadtteilkultur eingetroffen, die auch für Bramfeld zu befürchten ist. Es müssten sinnvollere Alternativen gefunden werden, die Bramfelds lebenswerte Identität erhalten oder verbessern könnten.

 

An dem Kulturzentrum BRAKULA, wo ein kleiner historischer Ortskern erhalten werden soll, ist leider nur ein geringer Teil der Bürgerinnen und Bürger interessiert. Außerdem ist es ein ganzes Stück weit von dem Einkaufsbereich entfernt und dürfte in dessen Schatten völlig untergehen. Das davon getrennte Bramfelder Stadtteilarchiv liegt weitab an der Grenze zu Barmbek.

 

Die ödp Wandsbek befürchtet, dass die lebendige Stadtteilstruktur, die unter anderem durch die Bramfelder Interessen Gemeinschaft BRAIN vom Einzelhandel und vielen weiteren Institutionen sowie vom Bramfelder Bürgerverein gepflegt wird, durch die Pläne der Bezirksamtsleitung und der Investoren für den megalomanischen Einkaufstempel unwiederbringlich zerstört wird. Die betroffenen Menschen vor Ort werden von Politik und Wirtschaft nicht ausreichend berücksichtigt, weil der wirtschaftliche Gewinn der Großunternehmen im Vordergrund steht. Es muss in Hinsicht auf die wirtschaftliche und stadtplanerische Situation in Bramfeld gehandelt werden. Dazu muss jedoch nachhaltig und unter Einbeziehung aller Interessen geplant werden, um die Lebensqualität in Bramfeld zu sichern und zu verbessern. Dies haben Frau Schröder-Piller und die Verantwortlichen aus Politik und Wirtschaft versäumt.

 

David Perteck: „Eine lebendige Stadt kann nicht nach Maßgabe der Großkonzerne und der Werbeindustrie gestaltet werden, wie es unter der Ägide des schwarz-grünen Senats in vielen Bereichen geschieht. Hierbei müssen vielmehr ökologische und soziokulturelle Aspekte deutlichen Vorrang haben."

 

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