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Persönlicher Kommentar

Büroimmobilien-Markt – Quo vadis?

Nachhaltigkeit first!

Die vielleicht häufigste Veränderung, die uns die Corona-Epidemie gebracht hat, ist das Arbeiten von zu Hause aus. Was vorher ein Privileg war, ist erstmals für einen großen Teil der Arbeitnehmer möglich. Aus ökologischer Sicht ist dieser Trend zu begrüßen: Durch ein Mehr an Home-Office kommen wir in unserem Leben mit weniger Mobilität aus, was den Berufsverkehr entlasten sollte.
Der Trend zum Home-Office wird voraussichtlich auch den Markt für Büro-Immobilien verändern. Bereits jetzt trifft man allerorten auf Werbeschilder für leerstehende Büro-Immobilien. Laut einer Studie von Grossmann & Berger standen Ende 2020 486.000 m2 Bürofläche leer, was einem Anteil von 3,5% entspricht, Tendenz steigend: Für Ende 2021 wird mit einem Leerstand von 600.000 m2 gerechnet, das entspricht 4,3%.
Allerdings muss man sich diese Entwicklung über einen längeren Zeitraum anschauen: Als in 2003 die Wirtschaft schwächelte, lag der Leerstand schon mal bei 729.000 m2 bzw. 5,7%. Im Boomjahr 2019 waren es 400.000 m2 (2,9%) und das Hamburger Abendblatt titelte „Unternehmen suchen Büros in Hamburg: Wenig Leerstand“.
Es ist schwer vorherzusagen, wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Auf der einen Seite zieht Hamburg immer noch viele Firmen an, auf der anderen Seite ist der Trend zum Home-Office nicht von der Hand zu weisen. Laut einer Studie von der Beratungsgesellschaft KPMG sagten 69% der befragten Unternehmenschefs, dass Sie für die Zukunft mit einer Verkleinerung ihrer Bürofläche rechnen. Der Versicherungskonzern Allianz überlegt, die Bürofläche an seinem Standort in der City Nord um 30% zu reduzieren.
Gleichzeitig werden allerorten neue Büros hochgezogen: das Connexion Office am Hauptbahnhof mit 17.000 m2, das neue Deutschlandhaus mit 30.000 m2, das Burstah Ensemble mit 20.000 m2 oder die Edge Hafen City mit 22.500 m2, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Ich bestreite nicht, dass die moderne Arbeitswelt moderne Büros braucht. Wenn ich allerdings einen Schritt zurücktrete und das Gesamtbild betrachte, dann vermisse ich eins und das ist Nachhaltigkeit.
Warum werden Büroflächen in einem solchen Ausmaß geschaffen, wo schon der Wohnungsneubau in Hamburg zu einer immer weiteren Verdichtung mit all den negativen Begleiterscheinungen wie Flächenversiegelung und Abnahme des Baumbestands führt?
Neue Büroflächen entstehen, die zwangsläufig Bestandsimmobilien Mieter wegnehmen. Was geschieht mit dem Leerstand? Abriss und Neubau wäre mit Sicherheit nicht nachhaltig.
Letztendlich bedienen wir mit dem ständigen Neubau weiterer Bürobauten das weitere Wachstum unserer Wirtschaft und verbrauchen weiterhin wertvolle Ressourcen wie Flächen oder Baumaterialien.
Nachhaltigkeit heißt für mich, hier andere Wege zu gehen, z.B. Umnutzung von Bestandsimmobilien. Ein leerstehendes Büro könnte in eine Wohnung umgewandelt oder modernisiert werden. Statt eines Büroneubaus könnte man an gleicher Stelle Platz für neue Wohnungen schaffen und die Bürofläche an anderer Stelle dezentral schaffen. Die Corona-Pandemie hat schließlich gezeigt, dass ein Team auch über mehrere Orte verteilt sein kann und trotzdem gut kooperieren kann.
Es gibt sicherlich viele Ideen, wie man sich überflüssiges Abreißen oder Neubauen sparen kann und so unsere Stadt so erhalten könnte, wie sie ist und wie wir sie lieben: mit viel Grün und offenen Flächen. Leider fehlt es der Politik hier aus meiner Sicht oft an Kreativität und Mut.

Hannes Lincke

Autor/in:
Dr. Hannes Lincke
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